Freitag, 11. Dezember 2009

Textbesprechung – Arjun Appadurai Disjuncture and Difference in the Global Cultural Economy

Appadurai argumentiert in seinem Text für eine neue Analyseform der globalen Interdependenzen. Er will einem Erklärungsansatz der Wirkung und Effekt mechanisch miteinander Verbindet überwinden. Als Beispiele für derlei starre Theorien nennt er Wolf oder Wallerstein, aber auch Vertreter einer globalen Amerikanisierung.

Im Gegensatz dazu geht es dem Autor um eine neue Betrachtungsweise, die ein Modell anstrebt, das die Chaostheorie zum Vorbild hat. Ohne einem solchen Modell würde es schwierig werden, etwas zu Konstruieren, das John Hinkson 1990 als „social theory of postmodernity“ beschrieb.
Um sich diesem Ziel zu nähern, führt Appadurai ein Arsenal eigens definierten Begriffen ein. Die fünf wichtigsten sind: Ethnoscpaes, mediascapes, technoscapes, financescapes und ideoscapes.
Das verbindente Element dieser Begriffe ist das Suffix >scape<. Jenes bezieht sich auf das Wort „landscape“. Die Analogie der Landschaft soll analytische Starrheit verhindern, da Landschaften nicht abgeschlossen sind und Übergänge und unterschiede fliesen Ineinander verlaufen. Die Landschaft wird von Gruppen, und in letzter Instanz von einzelnen Akteuren, unterschiedlich wahrgenommen. Gruppen- und individuelle Erfahrungen bestimmen wie sie erfahren wird. Auch soll die Verbindung zu Landschaften die Dichotomie zwischen der globalen Homogenisierung und der globaler Heterogenität überwinden, indem die Möglichkeit unterschiedlicher Wahrnehmung in den gleichen Landschaften gegeben ist. Diese scpaes bewegen sich getrennt voneinander, trotz möglicher Überlappungen.

In dem Text lassen sich zwei Hauptgründe für diese neuen Modi des globalen Geschehens identifizieren. Die gleichzeitig die Gründe darstellen, warum wir uns in einer neuen Phase des Globalen befinden und ältere Analysekonzepte auf diese Gegebenheiten nicht mehr angewandt werden können.
Erstens: Die Technologisierung der Alttagswelt (Dampfschif, Auto,, Flugzeug, Kamera, Computer und Telefon).
Zweitens: Die Realität von imaginierten Welten. Jene haben ihre frühere Funktion als abgetrennte Vorstellungswelten abgelöst (z.B bei Anderson oder Baudrillard), bzw. haben sie sich weiterentwickelt und sind jetzt voll inkooperiert. Appardurai schreibt dazu:
„[...] the imagniation has become an organized field of social practices, a form of work (in the sense of both labor and culturally organized practice), and a form of negotiation between sites of agency (individuals) and globally defined fields of possibility. This unleashing of the imagination links the play of pastiche (in some settings) to the terror and coercion of states and their competitors.“ (S50)
Diese Annahmen und Faktoren werden gegen Ende des Textes in Zusammenhang mit dem Thema kulturelle Reproduktion Revue passiert, um die Auswirkungen und Wechselwirkungen der neuen globalen Landschaften auf der Mikroebene (z.B Eltern-Kind Beziehung) zu betrachten. In diesem Zusammenhang befand ich die Bemerkung von Appardurai über das Konzept des Habitus von Bourdieu interessant:
„As groups pasts become increasingly parts of museums, exhibits, and collections, both in national and transnational spectracles, culture bevomes less what Pierre Bourdieu would have called a habitus (a tactic realm of reproducible practices and dispositions) and more an arena for conscious choice, justification, and representation, the latter often to multiple and spatially dislocated audiences.“ (S60)
Ich finde die Theorie von Appadurai sehr gelungen. Der Theoretische Rahmen löst einige Schwirigkeiten der Globalisierungsdebatte auf, und bietet neue Ansätze. Etwas nachdenklich hat mich jedoch seine Analyse der kulturellen Reproduktion gemacht, und sein Begriff von Bourdieus Habitus. Daher möchte ich in diesem Zusammenhang dem Leser ein Zitat von Ingold zur verfügung stellen:
“[...] the habitus is not expressed in practice, it rahter subsists in it. What Bourdieu has in mind is the kind of practical mastery that we associate with skill – a mastery that we carry in our bodies and that is refractory to formulation in terms of any system of mental rules and representations.“
Diese Bemerkung soll uns daran erinnern, dass der Mensch, trotz Globalisierung, trotz Imagination und zunehmender Entfremdung ein Wesen ist, das Zeit braucht, um zu werden.

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