Freitag, 11. Dezember 2009

Textbesprechung – Anna Tsing - The Global Situation

Der Text von Anna Tsing erfüllte mir ein schon lange gehägtes Bedürfnis. Endlich las ich eine kritische Überschau von unterschiedlichen Zugängen über die aufgekommenen Vorstellung der Globalisierung, wie wir sie in den kultur-und Sozialwissenschaften kennen. Leider beschränkt mich, die mir entschlüpfende Zeit, um eine Beschreibung abzugeben, die Tsings bemühungen rechtmäßig würdigen würde. Stattdesen versuche ich kurz inne zu halten und dabei doch die Punkte hervorzuheben.
Ich entschuldige mich an dieser Stelle im Voraus für die folgende Flapsigkeit.

Der Artikel von Tsing beginnt mit einer fahrt in einer Achterbahn, bestehend aus Analogien: Landschaften, Flüsse, Kristallkugeln usw. jedoch gewöhnte ich mich schnell daran und machte mir Sinn aus den beschrieben Bilder. (z.B ein Telefonhörer auf einem Globus).
Tsing vergleicht das aufkommen der Globalisierungstheorien mit dem Aufkommen der Idee der Moderne, die nach dem 2 Weltkrieg die Wissenschaft bestimmt hat. Sie schreibt: „Only when the shine of modernization began to fade did scholars ask how it managed to capture the hopes and dreams of so many experts, how ist formular were communicated to such a variety of social groups [...]„ Und dieser Frage geht sie in ihrem Artikel auch nach, ohne rücksicht, aber mit berücksichtigung auf die Geschichte der Anthropologie. Sie legt wunden offen (z.B die Dichotomy zwischen globalen Kräften und lokalen Kulturen), bleibt dabei aber organisiert. Ihre Argumente werden sauber eingeteilt, ohne dabei wie eine Anleitung für „wie mach ich es besser“ zu wirken.
Spielräume für eigene Ideen bleiben offen, und das Ertappt-Werden, dass mensch sich zu totalitären Ideen hingezogen fühlt (in meinem Fall marxistische Analyse), fiehl mir mit ihrem Text leichter, als gewohnt.
Tsing beschreibt auch den Zusammenhang der Öko bzw. umwelt Bewegung und der Idee, der Globalisierung. Schön dass ein Autor die möglichkeit gibt, die Absurdität, festzustellen, dass eine Gesellschaft ihren Lebensraum als Objekt, als Globus, wahrnimmt.
Ein weiteres analytischer Fauxpas, der mich persönlich immer wieder ärgert, wird in dem Text ebenfalls erwähnt: „We focus on the money – the ur object of flow – instead of the social conditions that allow or encourage that flow.“ - Was soll ich dazu sagen, außer danke?
Gegen Ende werden die bekanntersten anthropologischen Theorien über Globalisierung auf die Probe gestellt. Vorallem werden Appadurai und Hannerz besprochen. Tsing zeigt auf, in welcher Bezihung die Biographien der Autoren mit ihren Ideen stehen. Damit zeigt sie auch die Einseitigkeit der einzelnen Theorien, nimmt ihnen jedoch nicht ihre Berechtigung. Stattdessen geht sie gegen Ende darauf ein, auf welche Themenfelder sich die Anthropologie konzentrieren sollte, wenn sie bei der epistemologie der weltweiten Relationen einen beitrag leisten will.
Weiters hat mir gut gefallen, dass sie viele Einzelbeispiele beschreibt und auf sie eingeht. Hätte ich die Zeit, und das Wissen, würde ich – so sagt mir mein Gefühl – ihre Sichtweise eines hegemonialen Kapitalismus Kritisieren. Ich finde ihr Beispiel von Dauvergne unzureichend. Aber wie ist es nun mal im Leben, wir wollen, aber wir können nicht alles haben.

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