Freitag, 11. Dezember 2009

Gedanken zu einer möglichen Verbindung von Anthropology of Space and Place und Architektur bzw. Stadt, Raumplanung

Einleitung

Schon immer beschäftigte ich mich mit der Frage nach dem Zusammenhang von Umwelt und den Menschen, die in ihr Leben. In dem Seminar nachhaltige Stadtforschung in Westafrika bekahm ich die Gelegenheit diesem Themengebiet genauere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Die Anthropologie von Räumen und Orten (anthropology of space and place) ist die gegenwärtige Bezeichnung für das Themengebiet welches diese Fragestellung bearbeitet. Bei meiner Recherche über das Thema wurde ich anfänglich von der Literatur „alleine“ gelassen. Unterschiedlichste Zugänge zu dem Thema machten es mir schwer eine zusammenhängende Vorstellung des Themenkomplexes zu bekommen. Nach längerem Suchen (das auch über die Grenzen meines Faches reichte) nach einem einheitlichen Zugang, wurde mir klar, dass es jenen nicht gibt.

Die Rückbesinnung zum eigentlichem Thema – nachhaltige Stadtentwicklung, ist mir dabei oft schwer gefallen. Nicht weil mein Interesse daran geschwunden war, ganz im Gegenteil, sondern aufgrund der großen Vielfalt der Zugänge. Durch diesen Faktor bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich zuerst den Komplex des Themengebietes verstehen muss, um seinen Wert für die Stadtforschung zu begreifen. Im Folgenden Text habe ich den Versuch unternommen die meine Suche nocheinmal nachzuzeichen. Leider ist es mir nicht mehr gelungen, die Zusammenhänge von nachhaltiger Stadtentwicklung und anthropology „of space und place“ aufzuzeigen.
Da ich mich jedoch auch weiterhin mit genau diesem Themengebiet beschäftigen will, schien es mir wesentlich sinnvoller eine Grundlage zu schaffen, auf der Annahmen aufgebaut werden können.


Physik und Methaphysik des Raumes


1663 beweist ein Experiment von Otto von Guerickes, dass „leerer Raum“ exsistiert. Dazu schafft er einen Unterdruck in einer aus zwei Halbschalen bestehenden Kugel, die auseinander zu bringen selbst zwei Pferdegespanne nicht schafften. Hiermit wurde, zumindest in der europäischen wissenschaftlichen Welt, der notwendige Beweiß geliefert, den die Wissenschaft brauchte, um das Universum als leeren Raum vorstellen zu können und somit den Raum überhaupt als gegeben Anzuerkennen
(Günzel, 2006 S23).
Die physikalische Diskussion über den Raum zog und zieht sich dahin. Es wurde gefragt ob es einen einzigen Raum gäbe, (der oft mit Gott gleichgesetzt wurde) oder ob wir in einer Welt leben, die aus verschiedenen Räumen besteht, die in relation miteinander stehen. Wie Raum überhaupt zu denken war, als ein großes Ganzes, oder als Verschachtelung vieler einzelner Räume, war eine Streitfrage. So entwickelte sich das Gedankenexperiment bzw. die Analogie des Schiffes auf dem Ozean: Der Ozian ist ein Raum, auf dem sich das Schiff, welches ebenfalls einen Raum ergibt, bewegt. Also konnte man die Räume in einen absoluten Raum (Ozean) und einen Relativen (Schiff) einteilen. (Günzel, 2006 S24).
Die großen Gegensätze der damaligen wissenschaftlichen Auseinandersetzung finden sich in Zwei sichtweisen wieder: Erstens, Raum als Container, in dem die Dinge, ähnlich einer Schachtel, ihren Platz und vor allem ihre Ordnung haben und auf der anderen Seite wurde Raum relativ begriffen. Aus letzterer Ansicht entstand das verständnis von Raum, der durch soziale Operationen geschaffen wird (Schroer, 2006 S44).
Die Disskusion des pysikalischen Raumes ist bis heute nicht abgeschlossen. Sie hier ausführlich und zu diskutierten würde das Ausmaß der Arbeit überschreiten. Ich erachte es jedoch als wichtig, zu verstehen, dass der Raumbegriff aus dem philosophischem, methaphysischem und letztendlich dem physikalischem Denken und Verstehen entsprungen ist. Gewisse Denkweisen wurden in die kultur- und Sozialwissenschaftlichesprache übersetzt und finden teilweise ihr Erbe, und Analogien in ihnen.
Erste Sozial- und kulturwissenschaftliche Zugänge
Denn Zusammenhang von Kulturen und ihren „natürlichen Bedingungen“ sehen Gelehrte schon sehr früh. Besonders die determination von Kulturellementen durch das Klima erfreut sich großer beliebtheit. Auch Montesquieu der „Begründer“ der Soziologie schreibt in seinem 1748 erschienenem Werk, so schreibt er: „Daher hat man in kaltem Klima mehr Energie. Die Bewegung des Herzens und die Rückbewegung der Faserenden gehen besser vonsatten, der Säftehaushalt ist besser im Gleichgewicht. Der Blutkreislauf ist angeret, und das Herz leistungsfähiger. Diese größere Kraft muss sich vielseitig auswirken, zum Beispiel in höherem Selbstvertrauen, daß heißt größerem Mut; ferner in einem größerem Überlegenheitsgefühl, das heißt in geringerem Rachegelüst [...]“ (Montesquieu zitier nach Chevron: 2001: 14)
Diese Überlegungen scheinen ein wichtiger Grund für die Fragestellung der Zusammenhänge von „Natur“ und „Kultur“ darzustellen.

Durkheims Sozialmorphologie (Morphologie sociale) die er 1897 in der Zeitschrift „L’Année Sociologique“ beschrieb setzte sich mit der Frage auseinander, in welcher interdepedenz soziale Phänomene und Frgen des Raums stehen. Hier wird die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens als „soziales Substrat“ beschrieben, dieses Substrat umfasst die Menschen und die Materiellen Gegebenheiten, die Einfluss auf das gesellschaftliche Leben haben.
Durkheim sieht in diesem „Paradigma“ die Notwendigkeit der Schaffung einer eigenen soziologischen Disziplin: die Sozialmorphologie (Chevron, 2001 S32f). „Die Arbeiten, die diese Fragestellungen behandeln, werden gegenwörtig verschiedenen Disziplinen zugeordnet. Die territioriale Form der Staaten wird von der Geographie untersucht; die Entwicklung der ländlichen oder der städtischen Gruppen wird von der Geschichte geschildert; alle Fragen, welche die Verteilung der Bevölkerung betreffen, sind Sache der Demographie usw. Es ist, glauben wir, günstig, wenn diese Teilwissenschaften aus ihrer Isolation geholt und sie, indem man sie unter einer gemeinsamen Bezeichnung vereinigt, in Kontakt gebracht werden. Erst so werden sie zu einer gewissen Einheit gelangen“ (Durkheim, 1897 Zitiert nach ebd. S37).
Diese Ansicht entstand auch durch die Beschäftigung mit dem Werk von Friedrich Ratzel. Jener war Humangeograph und Zoologe und beschäftigte sich in seinem Werk ebenfalls mit dem Zusammenhang von „Boden“ bzw. dem geographischem Gebiet welches Ratzel zufolge, die sozialen Formen des menschlichen Lebens bestimmt.
Ratzel legt, vereinfacht gesagt, das Hauptaugenmerk auf die Geographische Determination des sozialen und kulurellen Lebens. Seine Annahmen führen ihn zu einem radikalen Determinismus, der dem menschlichen Handeln eigentlich keinen Freiraum mehr lässt.
Durkheim hingegen sieht dieser determination durch den „Boden“ nicht in diesem Außmaß. Der „Boden“ ist eher ein Element von vielen, welches die sozialen Formen einer Menschengruppe festlegt (vgl: ebd, S40f). „Raum ist nicht bedingend, sondern vielehr dasjenige, was die Strukturen >zur Sichrbarkeit bringen<“ (Dünne 2006: 298)
Durch diesen gegensatz entwickelt sich eine gewisse antiökologische Tradition innerhalb der Sozialwissenschaften, bis heute, in allen Kultur und Sozialwissenschaften andauert. Glücklicherweise gibt es auch immer wieder versuche diesen antiökologischen Ansatz durch interdisziplinäre Forschungszugänge zu überwunden (vgl: Ingold, 200 S1-7).
Bis zu diesen Punkt war es aber noch ein weiter Weg. Die unterschiedlichen Wissenschaften, darunte die Humangeographie, die Anthropologie, die Soziologie, die Psychologie aber auch die Fächer Philosophie und Geschichte, bearbeiteten das Thema weiter. Diese Weiterentwicklung wurde teilweise Marginalisiert von den vorherschenden Forschungsinteressen der einzelnen Fächer. Der sogenannte spatial turn „der in Anschluss an Foucaults Proklamation eines anbrechenden >Zeitalter des Raumes< ausgerufen wurde [...]“(Dünne 2006: 292).
Foucault beschreibt in diesem Text („Von Anderen Räumen“), sein Konzept von Heterotopien. Jene sind institutionalisierte Räume „die gleichsam Gegenorte darstellen, tatsächlich verwirktlichte Utopie, in denen die realen Orte, all die anderen realen Orte, die man in der Kultur finden kann, zugleich repräsentiert, in Frage gestellt und ins Gegenteil verkehrt werden, Es sind gleichsam Orte, die außerhalb aller Orte liegen, obwohl sie sich durchaus lokalisieren lassen“ (Foucault 1984: 320). Foucault gibt mehrere Beispiele für solge Räume. Den Friedhof, das Sanatorien oder die psychiatrische Anstalten.
Ein Weiteres Beispiel, das Foucault beschreibt sind die Jesuitenkolonien in Südamerika: „Die Jesuiten in Paraguay schufen Kolonie, in denen das Leben bis in alle Einzelheiten hinein geregelt war. Das Dorf war nach einem strengen Grundriss um einen rechteckigen Platz gebaut. Eine Seite des Rechecks nahm die Kirche ein, daran schloss sich auf der einen Seite das Kloster und auf der anderen der Friedhof an. Gegenüber der Kirche, auf der anderen Seite des Platzes, begann eine Straße, die von einer zweiten Straße im rechten Winkel gekreuzt wurde. An diesen beiden Straßen durften die Familien ihre Hütten bauen. Die ganze Anlage reproduziert das Zeichen des Krezes Chrisit. So markierte das Christentum den Raum und die Geographie der amerkianischen Welt mit seinem fundamentalen Zeichen“(Foucault 1984: 320). Mit diesem Ansatz wird das Paradigma eines sozialen Raumes gefestigt. Jenes Paradigma achtet nicht mehr so sehr darauf was Räume mit der Gesellschaft machen, sondern wie Räume von der gesellschaft Konstruiert werden. Wobei diese ja, wie oben erwähnt, eine Folge des antiökologischen Ansatzes sind, weisen sie, meiner Meinung, auf den phenomenologischem Charakter der sozialen Raumbeschreibung hin. Auf jenen möchte ich im infolge ein kurz eingehen.

Phänomenologie bzw. Raumwarnehmung

Die phänomonologie der Räumlichkeit ist meines Erachtens eine wichtige Kompontente für den heutigen anthropologischen Zugang.
Sich mit ihr zu beschäftigen bedeutet den Raum aus der Sichtweise des Individiuums zu beschreiben. Es geht also nicht darum was Raum ist, was man in ihm Lesen kann usw. sondern alleine Darum, wie er aus der Sicht eines Individuums wahrgenommen wird. Welche umstände die Raumwahrnehmung beeinflussen, wie sie generiert wird und welche Auswirkungen sie auf den Menschen hat.

Meiner Meinung hat dieses Feld einen großen Anteil an der von der Anthropologie erforschten Mensch-Umwelt-Beziehung.
Den Grundstein für diese Zugangsweise legt Kurt Lewin mit seinem 1917 erschienenem Text „Kriegslandschaften“. In jenem beschreibt er, wie sich die Landschaft wärend des Krieges und der Schlacht umwandelt: Aus Wäldern werden grenzen, zivile Häuser werden zu Bunkern und Hügel zu strategischen Punkten. Die Landschaft, die sich vor der Schlacht ins Unendliche Gezogen hat, scheint begrenzt zu werden: „Die Gegend scheind da >vorne< ein Ende zu haben, dem >Nichts< folgt“ (Lewi 2006: 129).
Das Thema der räumlichen Wahrnehmung wurde sehr unterschiedlich weiterbearbeitet. Von Philosohen wie Martin Heideger oder Humangeographen wie Yi-Fu Tuan. Um die fielfältigkeit des Themas zu illustrieren möchte ich ein Beispiel des letzteren geben. Es geht um das empfundenem Gefühl von >Crownding<. Tuan gibt ein einfaches Beispiel: Wenn zwei Menschen in einer kleinen Wohnung sitzen, sich dabei gut verstehen und durch Erzählungen gegenseitig erfreuen wird die Emfindung von >Crowdednes< wahrscheinlich nicht entstehen. Hingegen können zwei sehr unterschiedliche oder sogar verfeindete Menschen das gefühl von fehldendem Raum verspüren, selbst wenn sie in einem weitem Feld stehen. (Tuan 1977: 60).

Aktueller Zugang Anthropologischer Forschung

Die aktuellen Zugänge werden unter dem englischem Begriffspaar „Space and Place“ zusammengefasst. Um die aktuellen Forschungsthemen, die in diesen Bereich fallen, kurz aufzufächern möchte ich die Einteilung eines 2003 erschienen Sammelbandes beschreiben. Hier wird das Thema in Folgende Kategorien unterteilt

Embodied Spaces, jenes Gebiet beschäftigt sich mit der Direkten Auswirkung von Topographischen Gegebenheiten auf das Individium. Zum Beispiel fällt darunter die Veränderte Proxemix beim Betreten einer Kirche.
Gendered Spaces untersucht die räumlichen Auswirkungen auf die Geschlechterrollen. So beschreibt ein Artikel von Orvar Löfgren Auswirkungen des bürgerlichen Ideals von Geschlechtertrennung in Schweden auf die „proletarische“ Wohnsituation. Diese sah vor das quasi jeder Raum zu einem Geschlecht gehörte: Küche gehört zur Frau uws. Da es bei den unteren Schichten der Bevölkerung üblich war, dass die Küche von allen Mitgliedern, inklusiver eingemieteter Jungesselen, benutzt wurde, wurden Wohnungsprogramme von der Elite eingeführt, die eine Verkleinerung dieses Wohnraums vorsahen. Ein anderes Beispiel für räumliche Analyse in Verbindung mit Geschlechterrollen ist der klassische Artikel von Pierre Bourdieu. In jenem wird eine strukturale Analyse des typischen Kabyle Haus vorgenommen. In jenem kommt der Gegensatz der Geschlechter durch den Wohnraum zum Ausdruck und wird durch ihn Manifestiert.
Inscribed Spaces ist mit der symbolischen Einschreibung in Orte beschäftigt. Wie beinhalten Landschaften, Gegenden oder Orte Identität. In welcher weise wird Kultur in topografischen Anordnungen wiedergespiegeld und erhalten.
Contested Spaces: In diesem Kapitel geht es um Machtverhältnisse und Räume Beispielsweise untersucht Steven Gregory die Auswirkungen eines einheitlichen Gebäudekomplexes. Jener wurde anfänglich durch den weißen Mittelstand bewohnt und mit der Zeit immer mehr von afroamerikanischen Bewohnern „eingenommen. Gregory untersucht die Auswirkungen auf die Umliegenden Stadtstrukturen. Diese Analyse zeigt so die schnelle Veränderung von städtischen Orten und ihre komplexe interdepedenz mit der restlichen Stadt.
Transnational Spaces: Dieses Themengebiet bricht mit der Annahma dass Länder Entiteten dahrstellen und untersucht die Auswirkungen der zunehmenden Globalisierung. Das Foschungsgebiet ist mit Migration genauso beschäftigt, wie mit der Auswirkungen bestimmter Wirtschaftszweige wie z.B den Fischfang, der auf einer globalen Ebene stattfindet aber für ganz bestimmte Orte spürbare Auswirkungen hat.
Spatial Tactics „[...] focuses on the use of space as a strategy and/or technique of power and social control, but also as a way to obscure these relationships. The transparency of space conceals the contradicitons of its social prodution“ (Low und Lawrence-Zúniga 2003: 351). Diesen bereich kann ich persönlich nicht von Contestet Spaces trennen, da die Selben Themengebiet (Macht usw.) behandelt werden.
Diese bemühte Trennung der Themengebiete Zeigt erneut wie schwer es ist den Forschungsgegenstand „Space and Place“ in ein übergeordnetes Schema einzuordnen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass jeder AutorIn seine/ihre eigene Methode, sein/ihre eigenes theoretisches Rüstzeug zu der Untersuchung seines Zugangs mitbringt. Was fehlt ist die ausreichende Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Wissenschaftsgeschichte, aus der ja das Forschungsfeld überhaupt erst entstanden ist. Die Nachteile, die sich besonders für die Anthropologie aus dieser Nachlässigkeit ergeben sind Manigfaltig.
Zum Beispiel wird durch die Partikulation der Untersuchungen die Repressentation des Faches in anderen Disziplinen, wie z.B Stadtforschung, Architektur aber auch Soziologie starkt erschwert. Der Diskurs bleibt, wie so oft bei der anthropologischen Forschung, innerhalb des Faches. Somit schaffen es dir Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen nicht an einem fächerübergreifendem Diskurs eilzunehmen

Auf der anderen Seite wird das Potential, welches der Forschungsgegenstand bietet, nur schwerlich ausgenutzt. Wenn sich ein Student für das Thema interessiert, wird er entweder auf ein Teilgebiet festgefahren (wie z.B der Proxemix unter dem theoretischem Schutzmantel von Edward T. Hall) oder er ist gezwungen sich mühsam und Zeitaufwendig eine „eigene Geschichte“ des Themas zu schreiben.

Andere neuere Zugänge versuchen daher gleich eine eigene „Richtung“ zu begründen. So auch der französische Anthropologe Marc Augé. Mit seiner Theorie der „non-places“ schafft er ein theoretisches Gebaude. In jenem will er einen Gegenstz zu den anthropologischen Räumen schaffen und gleichzeitig einen theoretischen Rahmen bauen um diese zu untersuchen. Augé gibt folgende Deffinition: „If a place can be defined as relational, historical and concerned with identity, then a space which canot be defined as relational, or historical, or concerned with identity will be a non-place“ (Augé 1995: 78). Non-places sind sind Orte wie Flughäfe, Banhöfe oder Einkaufszenren, aber auch die Fahrt mit dem Auto durch einen Tunnel aus Schallschutzwänden kann ein Nicht-Ort sein, da jeder Bezug zur Landschaft durch die aufgestellten Wände verhindert wird.
In welcher Weise man Augés Zugang auch immer Würdigt, eines steht meiner Meinung auser Frage. Augé reicht dem Leser die Hand, führt in ein in ein Gedankengebäude, dass es erlaubt Raum anthropologisch zu denken. Dies schaffen die meisten Artikel, auch wenn sie sehr interessante Themen behalndeln eigenlich kaum, da sie eben meist frakmentarisch bleiben und ihnen der theoretische Überbau fehlt. Weiters ist Augés Zugang ein distinktiver kultur- und Sozialanthropologischer Zugang und bindet sich daher selbst in eine Geschiche des Faches ein.

Tim Ingold ist ein ebenfalls ein Anthropologe der sich mit dem Thema befasst hat. In seinem Buch „The perception of the environment“ geht er jedoch einen anderen Weg als Augé. Ingold stellt sich vor allem die Frage, wie die Umgebung und das Individuum aufeinander wirken. Er versucht den antiökologischen Ansatz zu überwinden und schlägt daher eine Kombination aus Zugägen vor: „[...] a combination of >relatinal< thinking in anthropology, >ecological< thinking in psychology and <developmental systems< thinking in biology would yield a synthesis infinitely more powerful than any of the >biosocial<, >psycholocultural< or >biopsychocultural< alternatives currently of offer [...]“ Ingold 2000: 4). Dieser Ansatz vertritt einen klaren Interdisziplinaren umgang mit dem Thema und ignoriert Augés zugang vollkommen.

Diese beiden Autoren stellen für mich die extremen Gegensätze von >soziokulturellen< Zugängen und >ökologischen< Zugängen zu dem Thema Raum und Mensch da.
Ein weiteres Forschungsfeld bildet der Mediale Raum bzw der virtuelle Raum. Kommunikation wird durch sogenannte virtuelle Räume immer unabhängiger von Zeit und Raum. „Mehr noch, der Körper selbst verliert seinen Status als Instanz einer subjektiven Entität und wird zum Feld artifizieller Manipulation: Mittels technischer Prozesse ereugte elekrtische Signale lösen Wahrnehmungen aus“ (Doetsch 2006: 195).
Durch diese Feststellung sind die Auswirkungen dieser Entwicklung besonders Interessant für die Raumforschung. Die Möglichkeit Distanzen zu überwinden hat große Auswirkungen auf soziale Prozesse. Zum Beispiel kann eine migrierte Ethnie die Verbindung zu ihrem „Ursprungsort“ aufrechterhalten und ist somit von dem dortigen Geschehen auch ohne körperlicher Anwesenheit emotional und sozial beeinflusst. In welcher weiße sich diese entwicklung auf Städte und ihr Leben auswirkt ist noch fraglich. Ein Beispiel währe, dass es bald nicht mehr notwendig ist sein Haus zu verlassen, um Einkaufen zu gehen, da das Kaufen im Internet erledigt werden kann. Aber auch die zunehmende Möglichkeit soziale Kontakte über viertuelle Räume zu befriedigen wirkt sich auf die verteilung des „sozialen Subtrats“ innerhalb eines Gebietes aus.

Die Beforschung des virtuellen Raumes wird zur Zeit von allen möglichen Wissenschaften betrieben. Aber auch hier scheint sich ein antiökologischer Ansatz weiterhin durchgesetzt zu haben. Dies führt mich zu der Kritik, dass so gut wie nie, auf die materiellen Voraussetzungen der virtuellen Räume eingegangen wird. Vielmehr werden sie vorausgesetzt als wären sie vom Himmel gefallen.

Conclusio
Die Frage nach dem Beitrag der kultur- und Sozialanthropologie zum Verständis von Stadt besteht sicher darin die Interdepedent von Menschen und ihrer Umgebung zu beschreiben und somit auch besser zu verstehen.
Ich glaube, die anthropologische Forschung kann viel zur erforschung von Städten beitragen. Beitragen bedeutet in meinen Augen aber auch, dass bestimmte Erkenntnise auch eine reale Umsetzung erfahren. Das Problem, dass ich hierbei sehe, ist der Forschungszugang der Anthropologie. Die unterschiedlichen Untersuchungen, die den Lebensraum Stadt zum Thema hatten beschränkten sich meist auf Beschreibungen der Gegebenheiten. Die Fragestellungen sind meist in ein anthropologisches Theoriengebäude eingebunden, dass sie für „aussenstehende Aktöre“ nicht umbedingt als Wertvoll erscheinen lassen. Als aussenstehende Akteure betrachte ich vor allem Menschen, die in die Stadtentwicklung aktiv eingebunden sind, also auch eine konkrete Entscheidungsgraft haben. Wer sind diese Menschen und in welchen Diskursfeldern bewegen sie sich? Es sind Architekten, Stadtplaner, Ökologen, Ingeneure und Politiker. Die meisten Aufgaben die diese Menschen zu bewältigen haben, sind existierende Probleme, die es zu lösen gilt. Die Anthropologie verabsäumt aber, meiner Meinung nach, die auseinandersetzung mit den Sorgen der aktiven Akteure und konzentriert sich auf ihre „traditionellen Themengebiete“ und vor allem auf ihren traditionellen Zugang. Man mag argumentieren, dass die anthropologische Forschung Grundlagenforschung ist und somit eher einen indirekten Einfluss ausübt. Meiner Ansicht nach bleiben jedoch Untersuchungen unseres Faches im internen Diskurs stecken und finden nur sehr selten den Weg nach außen.
Diese Tatsache macht es mir auch schwer, die Verbindung zwischen Stadt und der „Anthropology of Space and Place“ zu beschreiben. Dies liegt sicher auch daran, dass sich die Anthropology schon schwer tat sich von einem abgeschlossenem ländlichem Raum, in der eine heterogene Bevölkerung lebt, zu lösen. Das Eingeständniss der allgegenwärtigen interdependenzen von unterschiedlichen Gesellschaften wurde als Paradigmenwechsel gesehen.

Die Beforschung der Stadt stellte den spzifisch anthropologischen Zugang vor neue Probleme. Die vermehrte aufnahme von soziologischen Konzepen wurde zu einer Notwendigkeit um Stadt überhaupt zu verstehen. Dinge wie ökologische Überlegungen, Konzepte von Stadtplanung und Architektur wurde und werden meist bei der Betrachtung von urbanem Raum ausgespart. Natürlich gibt es außnahmen wie z.B Tim Ingold, der einen möglichst holistischen Zugang schaffen möchte.

Unter diesen Vorausetzungen kann ich abschliesend sagen, dass eine intensivere Auseinandersetzung mit Diskursen der Fächer notwendig wird, die konkreten Einfluss auf die Stadtentwicklung haben. Dies nicht unbedingt um ihre theoretischen Werkzeuge zu kopieren (Ich erachte den anthropologischen Zugang als Wervoll), sondern vielmehr um auf ihre Fragestellungen eingehen zu können und vor allem um ihre Sprache zu können. Denn ohne gegenseitigem Verständnis ist die Umsetzung anthropologischer Erkentnisse, meiner Ansicht nach, nicht möglich.

Literatur.
Augé, Marc. 1995
non-places introduction to an anthropology of supermodernity. London
Chevron, Marie-France. 2001
Menschen und Umwelt in der französischen Ethnologie. Auswirkungen des geopgraphischen-morphologischen Paradigmas. Wien
Doetsch, Hermann. 2006
Einleitung in körperliche, technische und mediale Räume..
In: Günzel, Stefan/Dünne, Jörg. (Hg.) 2006 Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main
Foucault, Michel. 1976
Von anderen Räumen.
In: Günzel, Stefan/Dünne, Jörg. (Hg.) 2006 Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main
Günzel, Stefan/Dünne, Jörg. 2006
Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main
Lewin, Kurt. 1917
Kriegslandschaften.
In: Günzel, Stefan/Dünne, Jörg. (Hg.) 2006 Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt am Main
Low, Setha / Lawrence-Zúniga, Denise 2003
The Anthropology of space and Place. Oxford
Schroer, Markus. 2006
Räume, Orte, Grenzen. Auf dem Weg zu einer Soziologie des Raumes. Frankfurt am Main
Tuan, Yi-Fu. 1977
Space and Place. Minnesota

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