Mittwoch, 8. September 2010

Der blinde Pilot

Ich würde dem Gefühl, das in mir aufstieg, nicht den Namen Panik geben, obwohl so manch unsensibler Geist bei der selbigen Empfindung sein Feingefühl für den latent vorhandenen linguistischen Betrug vergessen würde, und sich infolge dessen, selbst als einen Menschen bezeichnen würde, der gerade in einem Panikanfall involfierten ist.
Mein Gefühl hingegen war tiefer, ruhiger als Panik. Wenn wir den vergleich Anstellen wollen, dann sollten wir an einen Stein denken, der durch irgendeine Hand in einen Teich geworfen wurde, die expandierenden Ringe auf der Oberflechenspannung des Wassers würden, unter diesem Umstand, von uns als Panik begriffen werden, aber das Gefühl, welches mich heimsuchte sollte mehr mit dem Gedankengang des Fisches verglichen werden, der den Stein aus Unbekannter Welt vor seinen Augen langsam auf den Boden seiner Tatsachen ankommen und sanft aufschlägt sieht.
Die Messgeräte die mir wohl die Parameter für mein Handeln angeben sollten, sahen aus, alls währen sie vom Zufall angebracht worden. Sie wirkten wie ein Streich mitelbagter Kleinkinder. Noch konnte ich die Zahlen lesen, auch die Namen über oder in den Anzeigen konnte ich enziffern: Luftdruck, Tank, Neigung, Höhenmeter, nur ihre Bedeutung schien absolut Sinnlos. Kommischerweiße machte diese Tatsache kaum einen Eindruck auf mich. Mein Nachdenken über diese Parameter und dem ihnen zugedachten Zweck wurde von der Tatsache angetrieben, dass mir nebelhaft bewusst war, dass ich der Pilot eines Flugzeugs war. Ich wusste, dass hinter der Tür hinter mir, rund zwanzig Passagiere warteten an ihr Reißeziel gebracht zu werden. Ich hingegen wusste nichteinmal mehr was dieses Ziel war oder welchen Namen man ihm gegeben hat und noch wesentlich schleierhafter waren mir, wie erwähnt, die angeblichen Parameter, die das Finden dieses Orts erleichtern sollten.
Ich beschloss fürs Erste, Nichts zu tun. ich nahm das Ding von meinem Kopf das mir wohl die Ohren warm halten sollte und desen weitere Funktion ich nicht bestimmen konnte. Ich legte es neben mich, auf den mit Gummi beschichteten Boden. Nun war mir das Seil, welches an den vermutlichen Ohrenwärmern befästigt war im Weg, schränkte die Bewegungsfreiheit ein, die so oder so schon durch die größe meines derzeitigen Aufenthaltsort restrigiert wurde. Ich will euch nichts vormachen, ich war verzweifelt. Ich Flog irgendwo herum, wusste keinen Grund dafür und es sah so aus als würde ich nicht mehr lange zu leben haben, die einrichtung war schrecklich und durch das wahrscheinliche Todesurteil konnte ich mich auf keinen Fall auf die beeindruckende Aussicht einlassen. Trotz diesen, mir persönlich zuwiederlaufenden Beschaffenheiten der Situation stieg in mir das Bewusstsein für Verantwortung auf, ich musste den mir anfertrauten Pasagieren ihre Situation, wenn nicht erklähren, dann zumindest etwas nähr bringen, ich musste ihnen sagen, dass ich nicht weiter für ihren Flug sorgen konnte. Wie sollte ich dies sagen, ohne dabei Unangenehm aufzufallen. Mir ist es schon unangenehm wenn ich den selben Schritt zur Seite Mache wie die Person, die mir Gerade ausweichen wollte; ein offenkundiger Fehlschlag der nach Korektur oder nach entgültiger Kollision verlang. In diesem Fall eher zweiteres und diesmal musste nicht erst ein Schuldiger gefunden werden, da nach meiner Beichte für jeden klar sein würde, dass ich derjenige bin, der für diese Misere Verantwortung hat. Trotz dieser Schrecken musste ich etwas tun; ich baute mein Selbstvertrauen mit der Chance auf, dass unter den Pasagieren jemand war, der wusste wie diese Maschiene zu bedienen sei, vieleicht ein Pilot, oder zumindest jemand der einen Piloten in seiner Familie hatte, der erzählte wie es so war, eine Maschiene zu fliegen und vieleicht konnte derjenige oder gar eine Frau aufgrund der langen langweiligen Ausführungen dieses unbekannten Bekannten diese Maschiene steuern und uns alle somit reten. Auf wenn die Wahrscheinlichkeit gegen mich stand, so stand doch die Hoffnung neben mir und jene wurde mit zunehmenden Schuldbewusstsein größer und gab mir Kraft zu den Passagieren hinauszutreten. Ich wartete ein paar Sekunden um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, dann stellte ich mit erster Mine meine einstudierte Frage. Ich machte sogar den ersten zwei Knöpfe meines Hemtes auf, um betont lässig zu wirken, Aufregung, so dachte, musste auf jeden fall vermieden werden. Links und Rechts neben mir waren die ersten Sitzreihen, ich lehnte mich leicht zur linken seite und Fragte in die Rude: "Ist zufällig ein Arzt unter Uns" Ich darf bemerken, dass sich einige der Passagiere erstaunt anschauten. Auf das Starren folgte ein allgemeines Murmeln, aber es meldete sich niemand. Gut dachte ich, denn nun konnte ich mit meinem Sprachplan fortfahren. Als wieder Stille eingekehrt war, die Augen wieder auf mich gerichtet wurden, sagte ich "Gut, denn wir brauchen keinen, wir brauchen nur jemanden, der diese Maschiene statt mir fliegen kann, da ich selbst vergessen habe, wie man dies tut" und ich fuhr weiter fort und brachte mein Zweites argument vor "Und abgesehen davon, habe ich auch vergessen wohin wir fliegen". Die Passagiere schienen kurz ihre gedanken zusammenzuziehen, sie spannte ihre Gehirnzellen an um sie aprupt loker zu lassen, wie es menschen machen im Falle eines obszön wirkenden Wirzes der sich ins Harmlose auflöst.. Einige Schmunzelten während andere offen lachten, ein zwei oder drei Klatschten sogar. Ich muss offen gestehn, dass ich in diesem Moment große Verzweiflung in mir verspürte. Ich empfand Mittleid für meine Mittsterbenden.

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