Kleine Geschichten

Donnerstag, 16. Juli 2009

Stufe um Stufe

Stufe um Stufe eilte er aufwärts. Er hatte eine kurze, braune Hose an, ein weißes Hemd und seine Schuhe entsprachen der üblichen Mischung: Sport und Freizeitschuh. Wo er herkam wissen wir nicht und ist auch nicht so wichtig, da es in dieser Geschichte viel mehr darum geht, wohin dieser Mann gegangen ist. Als er im zweiten Stockwerk angekommen war, verlangsamte er seinen Schritt, er ging zu dem einzigen Finster, in dem kleinem Stiegenhaus, öffnete es und steckte seinen Kopf soweit hinaus, dass er zuerst nach unten und dann nach oben schauen konnte, dann zog er ihn wieder, mit seinem Körper, in das Stiegenhaus zurück. Er drehte sich zu den Stufen, die in die oberen Stockwerke führten.

>Die Mutter hat immer so viel Mühe gezeigt, sie wollte wohl nur das Glück. Und die Freunde, die waren da, warum weiss ich nicht genau... wir hatten oft spaß. Die Frau, von der ich nie wusste ob ich sie liebte, ist weg und ich, ich bin allein, verdammt und verlassen. Wie wird es wohl sein ohne mich; die Welt wird weiter ihren Lauf nehmen, die Sonne wird auf und wir untergehen. Die Wärme wird die Kälte ablösen und umgekehrt. Der Wind wird die Stille bemerkbar machen - Man hört nichts bis auf die Blätter, die im Winde rauschen - die Bäche werden weiter fliesen... ach der ganze Dreck wird zugrundegehen, Klimawandel, menschliche Dummheit, kosmische Fügung, Krieg, was weis der Teufel, der ganze verfickte abgrundtiefe Ekel wird endlich stillstehen und das einzige was sich noch drehen wird, wird ein toter Planet sein, irgendwo, in irgendeinem Universum. Die Fernsehgeräte werden endlich keine Zuschauer haben, die Unterhaltung wird sich selbst genügen müssen.<


Er setzte wieder an, seinen Weg weiterzugehen. Er übersprang nun immer eine Stiege und ohne es zu merken wurde er gegen ende hin schneller. Als er im siebten Stockwerk angelangt war, war sein Atmen nah am Keuchen. Aber diese Äußerlichkeiten interessierten ihn nicht mehr, er fühlte sich außerhalb seiner Selbst, sich selbst überlegen und konnte den Kleinigkeiten, die das Leben so mit sich brachte, keine Aufmerksamkeit schenken.

>Ich lag Krank im Bett und meine Mutter kümmerte sich, sie suchte in ihren Büchern Medikamente, braute Tee und brachte mir Decken um mich zu wärmen. Die Sonne, die die Landschaft preisgab, schien nur für mich, und ich liebkoste sie mit meinen Augen. All dieser theatralische Fuck wird endlich abfallen und die Existenz wird dorthin geführt werden, wohin sie gehört.<


Der Mann brach zusammen. Er kauerte zuerst, um sich gleich darauf auf dem Boden zu wälzen, es sah so aus, als hätte er körperliche Schmerzen, er wand sich wie ein Vergiftetes Tier, er litt sichtlich. Er schloss die Augen und blieb ausgestreckt am Boden liegen.

>Der Hund, wird er wissen, dass ich weg bin. Wird er mich vermissen. Wird er es vermissen so verstanden zu werden, wie ich ihn verstand. Wir liebten uns, zumindest liebte ich ihn. Ich wollte immer einen Hund und dann bekam ich ihn auf einmal, vollkommen unerwartet, sie legten in mir in der Nacht ins Bett und ich wachte auf und hatte ein verängstigtes Wollknäuel vor mir. Ich hatte einen Freund, einen richtigen, der groß und Stark werden würde, mit dem ich ein Leben teilen konnte, ein bedingungsloses Lebewesen an meiner Seite. Wird er wissen, dass ich gegangen bin?<

Der Mann blieb noch eine weile in seiner Stellung liegen um abrupt aufzuspringen. Er stand ganz still, schlug sich ein paar mal mit der Faust auf den Kopf, stand wieder still und lief dann weitere acht Stockwerke hinauf. Im fünfzehnten Stockwerk blieb er wieder stehen. Wie vorhin ging er zu dem Fenster und wiederholte, seinen Blick, zuerst nach unten dann nach oben. Er zog den Kopf wieder in das Stiegenhaus. Obwohl er viel mehr gelaufen war als vorhin, schien sein Atem tief beruhigt zu sein. Überhaupt ging nun ein Gefühl von ihm aus, das man allgemein als entspannt ausdrücken könnte. Er stand ganz still, atmete ein und aus, um sich wieder mit seiner Faust auf den Kopf zu schlagen. Zuerst nur zwei mal, um dann wieder kurzzeitig still zu stehen um wieder, diesmal aber wesentlich heftiger als vorhin, weiter mit seiner Faust gegen den Kopf zu schlafen, er schlug sich so heftig, das er irgendwann in die Hocke gehen musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er hockte und sobald er nicht mehr schwankte stand wieder er auf. Er ging zur Wand und begann dort seinen Kopf gegen diese zu schlagen. Dies tat er zwei mal, danach viel er hin, und blieb liegen. Nach einer Weile stand er wieder auf. Er ging zum schon offenen Fenster, blieb kurz davor stehen, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

Dienstag, 14. Juli 2009

Die Wiese

>Man spürte schon am Morgen , dass der Tag heiß werden würde. Der Himmel war blau und die kühle Luft, die an mir streifte, erinnerte an die Wärme, die die allgemeine Stimmung des Tagesanbruchs versprach. Ich traf Anna ein paar Schritte von unserer Stiege, sie kaute noch an einem Wurstbrot, wobei die Wurst herunterzufallen drohte und wohl auf ihr Kleid gefallen währe, hätten ihre kleinen Finger nicht geschickt die flüchtende Wurst wieder auf ihren zugedachten Platz geschoben. Ich winkte ihr und sie schmatze. Wir gingen, wie oft, gemeinsam weiter, sie kaute und ich hoffte auf ein Abenteuer. Nach einer Weile und einigen Untersuchungen der Dinge, die uns umgaben, darunter war übrigens auch ein Ameisenhaufen, auf den anscheinend irgendjemand die Verpackung seines Eises geworfen hatte, kamen wir bei einem Holzzaun vorbei, den wir davor noch nie bewusst wahrgenommen hatten.
Der Lack auf den Latten war schon lange von der Zeit abgetragen, und die Natur hatte sich ihrer mit Moos und Flechten bemächtigt. Anna blieb stehen und lugte zwischen den Latten hindurch, ging ein paar Schritte, um an einer anderen Stelle durchzuschauen. Ich schloss mich dem an und kurz darauf suchten wir nach einer Möglichkeit, diesen unbekannten Ort näher betrachten zu können. Wir gingen den Zaun systematisch ab, wir wussten, wenn man genau schaute gibt es immer eine Möglichkeit die Gegebenheiten zu überwinden, und ich sage ihnen, damals fanden wird auch eine. Der Schimmel hatte eine Latte schon so angefressen, das Anna es anscheinend für selbstverständlich nahm, gegen sie zu treten, bis sie durchbrach. Ich wollte ihr natürlich um nichts nachstehen und bearbeitete die zweite. Wir wussten: Zwei entfernte Latten ergaben einen Eingang. Ich schaute immer wieder um mich, um ja zu sehen, falls jemand kommen würde, wir wussten damals schon, das Erwachsene, selbst bei morschen Brettern, ihr Gemüt erregen konnten. Die Folgen dieser Erregtheit konnten von uns damals nie wirklich abgeschätzt werden, sie wissen ja, als Kind hat man einfach angst vor wütenden Erwachsenen. Der Entdeckungsdrang trieb und jedoch und half die angst zu überdecken. Als wir die zweite Latte entfernt hatten, war der Spalt groß genug um sich seitlich durchzuquetschen. Anna lächelte mich an und sagte ich solle vorgehen. Ich war mutig und wollte es auch bleiben, daher ging ich zuerst auf die andere Seite. Mein Herz pochte und das Wort “Privatbesitz” ging mir immer wieder durch den Kopf. Ich wusste das es verboten war auf fremden Grund zu gehen und das es von der Polizei bestraft werden würde, sollten wir erwischt werden, trotzdem drückte mich auf die andere Seite und stand vor einer großen grünen Fläche. Der Garten war verwachsen, allerlei Gräser und Blumen waren vor mir und die meisten hatten die selbe Größe wie ich. Wir sahen zwar schon vorher, dass die Wiese hochgewachsen war, aber das Ausmaß begriff ich erst jetzt. Es schien alles unberührt zu sein und das erregte mich. Ein kleiner Schuppen stand am anderen Ende der umzäunet Wiese, in der Begleitung eines Baumes, er trug Marillen, die schwer an seinen Esten zogen. Auf dem Dach des Schuppens lagen schon Früchte, an denen sich wahrscheinlich allerlei Getier satt frass. Ich drehte mich auf die Seite und da stand Anna schon neben mir, sie grinsten wieder und gab mir einen der zwei Stecken, die sie von irgendwo auf einmal in ihrer Hand hatte. Lustigerweise bestand kein Zweifel darin, dass wir herausfinden mussten was in diesem Häuschen war, und die hohen Gräser, und das ganze Leben in ihnen, musste überwunden werden. Um uns einen Weg zu bahnen schlugen wir mit den Stöcken auf die Wiese ein, der uns Letztendlich zu dem Haus führen sollte<

Der Arzt, behandelte den Zimmergenossen von Hernn Kanicht während er Herrn Kanichts Gerede unaufmerksam Gefolgt war. Als er den Patienten abgearbeitet hatte, sagte der Arzt zu Herrn Kanicht:
>Wie dem aus sei, es sieht so aus als würden sie noch immer keinen Besuch bekommen, das heißt wir wissen nicht mehr über sie als die letzten 4 Monate. Können sie sich an irgendetwas erinnern, das sie uns noch nicht gesagt haben?<
>Wir schlugen uns den Weg frei um zu dem Haus zu kommen und irgendwann in der Mitte der großen Wiese, fielen wir hin, wir setzten uns auf die zusammengedrückten Gräser und Blumen und waren umgeben von Wiese. Die Sonne stand schon höher und es wurde wärmer.<

Während Herr Kanicht dies Sprach, ging der Arzt wieder aus dem Zimmer und lies die Beiden alleine. Der Zimmergenosse sagte:
>Guten Morgen, hast du gut geschlafen<
>Ich glaube schon<
>Gut, übrigens falls du es noch nicht bemerkt hast, sonne wirst du heute keine Sehen<
Der Zimmergenosse lächelte und Martin schloss wieder die Augen.

Martin Lag auf seinem Bett und dachte, es geht doch darum, sich zeit zu lassen, sich zeit zu nehmen. Wenn jemand ihm sagte, er müsse schauen ob er zeit habe, sagte er immer, Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich, mit derlei Aussagen vergraulte er oft das Interesse seiner Mitmenschen. Aber das durfte ihn nicht kümmern, er wollte immerhin ein Prinzip leben und ein Prinzip verlangt die Unterordnung des Lebens unter das Prinzip. Die Prinzipien waren seine große Qual, da er alles auf sie Abstimmen musste. Jede Handlung, all seine Entscheidungen, aber, so glaubte er, es wird sich irgendwann lohnen, irgendwann wird er durch diese Technik den anderen Menschen überlegen sein und sich gemütlich in einem Bett entspannen können. Und so flossen seine Gedanken dahin während sein Zimmergenosse, das mittlerweile gebrachte Frühstück, wie immer, mit der größten Sorgfalt zusammen Brachte: Zuerst die Semmel aufschneiden, Butter glatt und regelmäßig verstreichen, Verpackung wieder zusammenlegen und einen Hauch Marmelade darauf, auf keinen Fall zu viel, zu viel Marmelade kann den ganzen Tag versaun, die Folie der kleinen Marmeladenpackung wurde auch zusammengelegt und in die halb-volle Verpackung gelegt, nach dem Essen, wurden die Krümel, die am Tablett übrig geblieben waren, ebenfalls diesem Ort zugeführt. Der Genosse war sichtlich zufrieden und schaute entspannt auf die Vorhänge, die vor dem Fenster hingen. So war sein Zimmergenosse, er hielt Ordnung in seinem Leben. Unordnung hielt er nicht aus.

So vereinte das Schecksaal diese beiden Herren mit unterschiedlichen Sorgen in diesem kleinem Zimmer, das mit einem Fenster und einem Fernseher ausgestattet war. Sie wollte beide nicht wissen, warum sie hier waren und jeder von ihnen hatte seine eigene Methode dieser Frage auszuweichen. Das verband sie und verhinderte bis jetzt auch Streitigkeiten. Martin akzeptierte seine penible Genauigkeit, die gemeine Münder in diesem Hause Störung nannten, und er, der Genosse, akzeptierte das Gebrabbel, welches immer wieder aus Martins Mund floss.

Freitag, 31. Oktober 2008

Alltag

Unerwartet treibt es mich durch das Nichts. Meine Füße stehen auf hartem Grund, vermutlich Beton, doch es fühlt sich an, als würde ich auf Watte gehen. Alles gibt nach, entweicht bevor ich es zu fassen kriege. Ich steige in die U-Bahn, um aus dem Bett zu kommen und gehe aufs Klo um meine Mutter zu umarmen. Alles verschwindet in einem ständigen Fließen, ähnlich den Wolken, die am Himmel Bilder für uns zeichnen. Ich steige aus der U-Bahn aus. Das Sonnenlicht streift meine Wange und wirkt dabei beunruhigend flüchtig, als wäre es nur zufällig da, ohne Absicht, einfach so.

Die Stufen werden zu einem Weg in die Eingeweide der Stadt und die Rolltreppe, die neben mir nach oben kriecht, wird zum abgegriffenen Symbol für den Aufstieg der Anderen.

Ein Mädchen fährt an mir vorüber, hinauf zum letzten Licht und ich versuche, mein Hertz aus den Tiefen zu reißen; zwingend würge ich ein Lächeln in mein Gesicht, jenem Ding, das als Fratze auf meiner Seele zu hausen scheint. Das Mädchen schaut dem Licht entgegen. Sie fährt hinauf, um im orangen Gelb der Sonne für immer zu verschwindet.

Um mir Mut zu machen suche ich nach einem Ziel, kein großes, das hab ich aufgegeben. Etwas Kleines, wie das heutige Essen, aber alleine der Gedanke an Essen lässt meinen Magen zusammenkrampfen. Ich bemühe mich nicht zu kotzen, um nicht gleich hier vor allen Leuten mein Innerstes zu entleeren, um nicht ihren Bahnhof, von dem aus sie wie Schlachtvieh in alle Richtungen verschoben werden, vollzukotzen. Ich reiße mich, wie oft, zusammen. Ich will nicht auffallen. Will endlich in den Kreis aufgenommen werden, will Lob, will Neider – ja, ich will das Ding, das sie Leben nennen.

Auf meinem Fahrrad wirkt alles wieder besser. Die sanfte Fahrt lässt mich den Wind spüren, der mir zu sagen scheint >>du hast recht, Es bewegt sich unergründlich<<. In diesem Moment bin ich glücklich, zufrieden und glücklich.

Ich steige ab, lege das Schloss um mein Rad und um die Stange eines Verkehrszeichens und wieder stehen meine Füße auf Watte, wieder finde ich nur schwer mein Gleichgewicht. Ich sperre die Tür von dem Hause auf, in dem ein mir zugedachtes Zimmer auf mich wartet. Im Gang steigt mir der Geruch von Einsamkeit und Depression in die Nase. Der Brechreiz hat nachgelassen; er ist zu einem dumpfen Gefühl geworden, das dem Geräusch eines zerschellenden Glases gleicht, nur anders, viel dumpfer und ewig.

Sonntag, 10. August 2008

Frühlingswiese

Die wiedergeborene Frühlingswiese richt - wie sollte es auch anders sein - nach Neuanfang. Eine gute Portion Neu liegt in der Luft, und meine Füße, die noch in winterlicher Ummantelung stecken, treten kleine Leidensplätze in das frisch aufsprießende, von unschuldigem Grün erfasstem Graß, um die Wiederauferstehung vor dem Untergang zu warnen, der unaufhaltsam über alles Neue kommen muss. Ich gehe weiter über die Wiese, die so allgemein wie das Leben ist und entdecke dabei so viel Neues, daß niemals ins Allgemeine eingegangen ist. Kleine, unscheinbare wundervolle Blüten, die nicht aus dieser Welt, doch in jene eingegangen sind. Ich gehe weiter und atme weiter, diesen ehrlichen Duft des Frühlings.

Ich habe das Bedürfnis doppelt so viel einzuatmen, als es meine Lungen jemals erlaubt haben. Ich habe das Gefühl dieses Bedürfnis befriedigen zu können, in dem mein Blick alles neu gebildete Leben, wie die Atmung, in sich aufsaugt, um das Aufgenommene einem geheimen Ort in mir selbst zuzuführen und dort solange festzuhalten, bis es mich, wie beim langen Luftanhalten, schmerzt, dort will ich es halten, bis der Moment kommt, in dem unweigerlich das Gesetz des Lebens das ausatmen über den willigen Geist verhängt. Aber auch das will mir nicht gelingen. Stattdessen beschleunigen sich meine Schritte und mein Geist kulminiert mit dem panischen Gefühl all diese Frische nicht halten zu können. Ich eile und merke nicht mehr, wie viel schon vergangen ist, wie viel schon unter meinen Schritten sterben musste, nur um diesen geheimen, vermutlich kleinen Ort in mir zu füllen, von dem ich nicht mal weis, ob es ihn gibt.

Von einem klassisch göttlichen Blickwinkel ist ein hellgrüner Greis, umzäunt von einem dunklen Grün, zu sehen, in dem sich ein kleiner Punkt, der meine Wenigkeit ist, unaufhaltsam herumbewegt. Ich bin so klein, so klein ist das grün und so langsam ist der Punkt, der hoffend in die Irre läuft. Die Götter würden sich fragen, wie es dazu kommen konnte, dann werden sie lache, über diese Absurdität, sie werden sagen, wie konnte das zustande kommen, sie würden sich wundern und ich mich mit ihnen.

Montag, 26. Mai 2008

Sehen und gesehen werden.

Es gibt kleine Mücken, die nur im Gegenlicht der Sonne für uns Menschen sichtbar sind. Ich habe heute so einen Schwarm beobachtet, wie sie spielerisch, etwas unkoordiniert um sich selbst und umeinander schwirren. Wenn man nun um diesen Schwarm herumgeht, und so das frontale Sonnenlicht zu einem Licht wird, das von der Seite scheint, verlieren diese Mücken ihre goldene Farbe; selbst ihre Größe scheint abzunehmen. Wenn man weiter im Kreis um sie geht, so weit, bis man die Sonne im Rücken hat, werden sie nahezu unsichtbar, nur noch stellenweiße blitzen ihre Körper auf, um sich, als Staub oder sonstiges, zu tarnen, aber im Grunde verschwindet der Schwarm aus unseren Augen. Er wird unsichtbar.
Was sagt uns nun diese Geschichte über das Leben? Mir sagt sie: Nur weil wir etwas nicht sehen, bedeutet das nicht, daß es nicht da ist. Und es sagt mir auch, daß wir, sollten wir es schaffen unsere Perspektive öfters bewusst zu verändern, Dinge entdecken die Vorhin nicht zu sehen waren. Somit können wir erst zu schaffenden Wesen werden, die durch ihre aufmerksame Beachtung und Beobachtung, die Welt gebären.

Dienstag, 17. Juli 2007

Abfahrt

Es scheint so als würde das licht immer Heller werden, ich weis nur nicht ob ich dieses Licht begrüßen soll oder nicht. Auf jeden fall ist es Sommer und ich stehe mit einem äußerst interessantem Mädchen irgendwo im Nirgendwo - Zwei Minuten von meiner derzeitigen Wohnstätte entfernt. Sie steigt in den Buss, sie verlässt mich, wahrscheinlich nicht für immer und auch nicht im Bösen. Sie steigt einfach in den Bus. Ihr verwirrter, interessierte Blick schaut Kindlich neugierig und leicht Abwesend nach vorne. Ich gehe zurück zu meiner Wohnung.

Ich sollte heute Deutsch lernen. Deutsch, Deutscher, am Deutschesten. Es ist zum Kotzen, ich habe keine Ahnung über was ich wie schreiben soll. Ich verliere den Glauben an die Möglichkeit dinge überhaupt nur annähernd so zu beschreiben wie ich sie sehe. Das Problem ist aber das ich immer wieder dinge lese die etwas sehr gut beschreiben, nur leider fühle ich mich nicht dazu in der Lage. Liegt es an meinen Neurosen, hab ich Angst zu versagen? Ich fühle mich alleine und unfähig etwas Sinnvolles zu tun. Die Welt rinnt mir durch die Finger, ich bekomm sie einfach nicht zu fassen

Mittwoch, 25. April 2007

Die Beiden und der Regen.

Der Regen tropft unregelmäßig regelmäßig auf seinen kahlgeschorenen Kopf. Sein T-Shirt klebt sich stellenweise an seinem Körper fest, und langsam aber sicher, wird auch der etwas dickere Stoff seiner Hose, zu einer zweiten, nassen Haut.
Er steht, sein stoischer Blick läst den geübten Beobachter wissen, dass dieser Mensch nur von einer Sache überzeugt ist: ein Zie, das es zu erledigen gibt, ohne Kompromiss.
Die Regentropfen fallen in seinem Gesicht zu kleinen reisenden Bächen zusammen, die von seiner Stirn, quer über das Gesicht hinunter, zu seinem Kinn rasen. Trotz des vielen Wassers bleiben die Augen fixiert, sie scheinen keinen Millimeter vom Ziel abzuweichen. Es sind grüne Augen, die nicht mehr viel vom Menschsein erzählen können. Diese Augen haben zu viel gesehen, um einen funken menschlicher Illusion aufzuweisen. Der Blick ist stechend und exakt; aufgewachsen um zu Töten. Seine linke Hand greift langsam hinter seinen Rücken, dort umschließt sie den runden Griff eines einfachen, jedoch höchst effektiv wirkenden Messers. Als die Hand wieder nach vorne gleitet, zwinkern seine Augen zum ersten Mal, die Iris sucht die Gegend noch einmal kurz ab, bevor sich Beine und Körper in Bewegung setzen.
Der Gang, oder besser gesagt das Pirschen ist katzenartig, animalisch lüstern. Ein Fuß vor den anderen. Langsam schleicht er dem Mädchen nach, das sichtlich, durch die vorhergegangenen Strapazen erschöpft ist. Der gang wirkt müde und eigentlich stolpert sie mehr als das sie geht. Der Abstand zwischen den beiden wird immer kürzer, nur der Regen und die Dunkelheit scheint sie zu trennen. Stille, bis auf das prasseln des Regens und das Leise dahinstolpern des Mädchens ist nichts zu hören. Jetzt setzt er an. Zuerst wird er unmerklich schneller, ohne jedoch lauter zu werden, sprunghaft wirkt jetzt sein Laufen über das Pflaster, das genauso gut ausgetrockneter steppen Boden sein könnte. Der Abstand ist schon fast kein Abstand mehr, und kurz bevor er zum letzten Sprung ansetzt, dreht sie sich um. Mit dieser Drehung scheint die ganze Welt stehen zu bleiben; überhaupt scheint alles an Bewegung zu verlieren, die Zeit, die Materie, der Raum, alles fällt dieser Drehung zum Opfer, alles fällt.
Ihr Gesicht wirkt in dieser Steppenstadt wie eine Blume, die kurz davor ist, zu sterben. In ihrem Leiden will sie noch einmal ihre ganze Zartheit, ihr ganzes Wesen in den Himmel schreien, sich selbst den Ausdruck geben, der ihr zusteht. Stattdessen öffnet sie ihre Bluse und gibt ihre, schon nassen Brüste der Welt, und dem Regen frei. Aufgebend macht sie ihre Hose auf und läst sie hinunter, auf den glitzernden Boden gleiten, und erst jetzt fällt auf, dass sie keine Schuhe trug. Sie steigt einfach einen Schritt in seine Richtung. Jetzt steht sie ungefähr zwei Meter von ihm entfern, in einem unschuldig weisen Höschen, das halb durchsichtig, ebenfalls zur zweiten Haut geworden ist. Ihre Lippen öffnen sich, und leise trägt der Wind die Worte weg, die sagen: >>Es tut mir leid.<< Doch diese Worte werden nie zu seinen Ohren dringen, den im nächstem Augenblick rast er auf sie zu und reist sie zu Boden. Ihre schlaffen Hände, die kein Zeichen von Widerstand erkennen lassen, liegen ausgestreckt neben ihr. Er sitzt auf ihr und sein stoischer Blick kehrt wieder in sein Gesicht zurück. Bei diesem Anblick, entschließen seine Augen, jeglichen Ausdruck zu verlieren, ihre Lieder senken sich und ihr Kopf dreht sich auf die Seite. So liegen und sitzen sie da, der Regen macht aus ihnen eine Skulptur, einen Opferaltaar mitten in der Steppe aus Beton. Es vergehen die Minuten, ohne dass sich etwas bewegt, die Zeit verstreich, Stunde um Stunde, Jahr um Jahr; Ohne das der Regen schwinden würde. Keine Sonne wird jemals über diesen Beiden aufgehen, kein wärmendes Licht wird sie jemals trocknen. Sie und der Regen, das ist es und das wird es bleiben!

Dienstag, 18. Juli 2006

Kochen macht meinen Schwanz scharf

Nachdem ich ja seit einiger Zeit, den Mütterlichem Schoß verlassen habe, hat sich nach längerem hin und her, die Tatsache herausgebildet: Ich muss für mich selber Kochen, oder ich ernähre mich mit den gängigen Fast Food und Tiefkühl Lebensmittel. Ich entschloss mich für ersteres, da Tiefkühlkost nicht unbedingt zur Verbesserung des Körpergefühls beiträgt und nebenbei noch wesentlich mehr kostet, als selbst gemachtes. Worauf ich eigentlich hinaus will ist: Jedes mal wenn ich mit Cilli koche greife ich mir unabsichtlich auf meinen Schwanz und ein Paar Minuten später brennt mein Geschlechtsteil - grausam! Da ich aber zu diesem Zeitpunkt noch beim Kochen bin, kann ich mich nicht Duschen und so harre ich in Schmerzen aus. Zu letzt muss ich mich dann dazu entscheiden ob ich essen oder Duschen will (meist ist mein Hunger sehr groß, da ich das kochen immer bis zur letzen Minute herausschiebe) also esse ich und die Schärfe brennt nicht nur in meinem Mund. Tja dann überleg ich mir noch ob ich das aufschreiben will... und dann tu ich das... so jetzt geh ich aber duschen... aaaaaa

Aufgestanden

Der Schlaf sitzt mir noch in den Augen und mein Gemüt fühlt sich ein wenig zermürbt an. Gestern wurde zu viel Geraucht, zumindest zu viel um, wie ein Frischer Jüngling, aus dem Bett zu hüpfen. Also bin ich heute Morgen nicht aus dem Bett gesprungen sondern gekrochen. Meine Glieder fühlen sich um zehn Jahre älter, aber das gibt sich ja bekanntlich nach ein paar Stunden. Es ist mittlerweile kurz nach Zwölf, ich sitze im Schatten und der Schatten auf mir. Was soll - oder besser gesagt - was kann ich noch mit diesem Tag anfangen. Ich habe keine Lust, einfach keine Lust etwas zu tun. Ich weis, ich müsste ein paar Dinge erledigen, aber auch wenn ich sie nicht erledige, wird mein Leib wieder schlaffen und Aufstehen. Ich muss etwas für mich tun, Meditieren, Joga, was weis ich. Irgendetwas mit dem es mir gelingt eine andere Ebene zu finden, ein Anderes Bewusstsein. Vielleicht ist es falsch, es als anderes Bewusstsein zu bezeichnen – Man kann ja nicht einfach sein Bewusstsein tauschen, aber ich kann es erweitern, bilden, erkennen. Und so werde ich nach einem Weg suchen, trotz meiner alten Knochen, noch die Blüte des Lebens zu kosten - Die immer wechselnde Wahrheit herauszufinden!

Sonntag, 16. Juli 2006

Gefangen

Das Zimmer ist unidentifizierbar. Der junge Mann liegt nackt auf dem Bett; sein Leib wird von Keiner Decke geschändet, er liegt frei, frei von allem, gefangen in sich selbst. Der Atem ist ruhig, der Blick verliert sich unverwand der Luft. - Das Problem an hausgemachten Gefängnissen ist: Man wird nicht entlassen, man kann sich nur selbst entlassen. Und so spielt er Richter und Schuldigen zugleich; wenn er bloß wüsste für was er verurteilt worden ist. Er denkt nach, aber es kommt nicht einmal zu einer Anklage. Wie soll es ohne Schuldspruch eine Entlassung geben? Gegen was soll er sich verteidigen, wenn er nicht beschuldigt ist? Kein Plädoyer ohne Anklage! So zwinkern seine Augen kurz und fast im selben Moment steht er auf; Wäscht sein Gesicht, frühstückt was er finden kann und legt sich zurück ins Bett.
Nachdem er eine Halbe Stunde später, noch immer nicht zu einem Schuldspruch gekommen ist, entschließt er sich, sich dem Tag doch noch zu stellen. Denn sein Gefängnis hat, Gott sei dank, zwei Beine.

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