Sagt die Katz zum Mond “leucht mich nicht an” und der Mond, der schweigt nur dazu.
Der Satz verliert sich selbst, um sich erneut zu suchen, doch ist im finden enttäuscht.
gedankenwelt - 14. Jun, 20:00
Die zwingende Selbstinszenierung kotzt mich an. Was soll’s, wir brauchen Identität. Du brauchst Identität, ich brauch Identität, wir brauchen Identität. Ich scheiß auf Identität, ich verzichte auf Selbstinszenierung und lebe nicht; begehe sozusagen sozialen Selbstmord, indem ich meine Inszenierung verweigere. Ich bin was ich bin und will keine Anhäufung von Bildpunkten oder Pixeln sein, die, sollte man sie näher betrachten, in ein schwammiges Nichts verwandelt werden, in dem das wahre Gesicht der Identitätsinszenierung zu finden ist. Überall nur Schatten, das dachte sich doch schon irgendein Philosoph. Schatten nur Schatten und das Licht fällt von draußen in die Höhle, um den Gefesselten die Lüge auf die Wand zu mahlen, während ich hinter ihnen, zum schweigen gebracht, stumm in meine Leben schreie.
gedankenwelt - 3. Jun, 12:59
Wenn Tränen wegen Liebe fliesen, weint der Mensch, nicht das Leben. Es denkt nicht einmal daran, sein Haupt vor etwas, sei es noch so groß, zu beugen. Das Leben geht stetig seinen Weg, ohne zu fragen, und meist auch ohne zu antworten, und wenn es eine Antwort gibt, ist sie nie ein Prinzip. Die Antwort stimmt immer, immer so lange, bis sie nicht mehr stimmt. Die Antwort - die wahre Antwort - schwimmt auf dem Meer der Wahrheiten, und in diesem Meer sind schon viele Schiffe untergegangen.
Seltsam gehen dort die Schiffe zu Bruch, nicht immer wegen hoher See, manches mal ist es windstill, alles ruht, geht seinen Lauf: das Schiff gleitet seiden auf dem Wasser seinen bestimmten Weg entlang, plötzlich sinkt es. Die Mannschaft merkt es gar nicht, sie stehen knietief im Wasser, schwatzen noch über dies und das, bevor das Wasser ihre Lungen füllt.
Die Wahrheit fliegt im Wind der Emotionen, mal in eine, mal in die andere Richtung. Sie ist nicht relativ, sie ist, im Moment, absolut zutreffend; das Dumme an der Sache ist nur, dass der nächste Moment eine ganz andere Wahrheit bereithält.
Jetzt kann ich mir aussuchen: Laufe ich der Wahrheit hinter her, oder erlebe ich sie in jedem Moment, wie sie ist, nämlich: als für mich und nur für mich wahr. Ich komme jedoch nicht herum, diese beiden Ansichten, das Nachlaufen und das „im jetzt empfinden“, als Eigenständiges, anzuerkennen. Das heißt, ich entscheide mich für eine Wahrheit, in dem ich eine Ansicht, als gültig und die andere als ungültig erkläre. Ich glaube aber nicht, dass die Wahrheit eine Entscheidung ist. Das was ich empfinde ist vielleicht der Anfang der Wahrheit, die mir lehrt, dass das Alles nicht so einfach ist.
Und wo bleibt die Wahrheit im Moment der Verzweifelung? – Da wird sie gehetzt vom Leid und Schmerz, möglichst schnell einen sicheren Ort zu finden, der ihr die notwendige Sicherheit bietet, gegen Leid und Elend zu Protestieren. Beim Fangen spielen, ist man – obwohl im Leo - trotzdem noch im Spiel; gilt das Selbe für die Wahrheit... Hat sie noch das Recht, ihr Recht, in Anspruch zu nehmen, wenn sie sich hinter dicken Mauern eingeschlossen hat, wird sie sich in einer Festung überhaupt annähernd selbst gerecht oder wird sie dort eher zu einem Schutzwall, der eigentlich für den Krieg bestimmt ist, anstatt ein Lotse zu sein, der helfen soll, den Weg durch das Leben zu gehen. Was soll uns nun die Wahrheit sein, in Zeiten des Leidens? Festung oder lotsender Begleiter? Eine schützende Burg kann man nicht verlassen. Sollte die Wahrheit ein Begleiter sein, der einen immer wieder aufs neu freundschaftlich durchs Leben hilft, so besteht die Gefahr, verlassen zu werden.
Was ist nun besser, mit dem Unheil zu leben, in der Burg, nach langem Hungern und nicht zugelassener Verzweiflung, von brennenden Pfeilen getroffen zu werden und schmerzvoll unterzugehen, oder eines Tages aufzuwachen und das Feldbett des Begleiters, leer zu finden. Ja, ich glaube, dass jede, von Menschenhand gebaute Burg, brennen kann! Und daher fürchte ich es nicht halb soviel, auf ein leeres Bett zu blicken – es würde mich nur freuen, wenn ich wieder einmal jemanden darin schlafen sehen könnte, denn so ganz allein zu Wandern, ist hart und macht mich mürbe.
gedankenwelt - 28. Mai, 16:59
Strebsam kämpft der junge Leib, lehnt sich gegen den Sand, der vom Wind in seine Augen getragen wird, stemmt sich gegen den Strom, der droht ihn mitzureißen, stemmt sich gegen das Leben, das ihm droht, ihn umzuschmeißen.
Der Fisch sucht den Köder, der Angler den Fisch, der Angler hat hungre doch der Fisch eben nicht. So wartet der Angler bei Tag und bei Nacht, bis der Köder dem Fisch endlich doch Hunger macht. Doch der Fisch, nicht ganz blöd, überlegt sich ganz flink, einen Plan, der den Angler zum aufgeben zwingt. Er pfeift nach den Freunden, dem Frosch und dem Hahn und merkt gleich darauf, dass nur einer von Beiden ein Freund zu ihm war. Der Frosch und er schmieden nun fleißig den Plan, während der Angler nichts ahnend weiter verharrt. Das Fressen und Essen ist gleicher Natur, drum merk dir, als Esser, egal wer wen isst: Hauptsache keiner der Beiden frisst dich.
Der Maler malt Wände und wäscht seine Hände, geht Heim, schlägt die Frau, und malt wieder Wände.
Die Zeit fängt die Tränen und lehrt sie gleich aus, in das Meer das wir finden, im eigenem Haus.
Und doch Frage ich mich woher die Dinge kommen, eine Frage, die Zeit und Raum überdauert. Nur die Dinge nicht, den mit jenen kommt und geht sie. Ist nun die Frage, die nach dem Ding fragt, das Ding? Bin ich als Fragender das Ding, da ich ohne Ding nicht Fragen würde, würde ich nicht Fragen, währe ich dann überhaupt noch etwas? auf jeden Fall kein der nach den Dingen Fragt. Wohin führt mich diese Reise, ich hoffe doch zu einem guten Essen.
gedankenwelt - 12. Apr, 00:37
Zu schreiben verlang viel Kraft. Das Erleben macht uns doch schon leidend, macht uns müde, stumpft uns ab. Und dann im Schreiben, wacht man auf. Man fühlt nach, versucht es zumindest, und scheitert doch dabei.
gedankenwelt - 26. Jan, 16:59
Es ist mir nicht möglich mein eigenes Bild zu bewahren. Es ist mir nicht möglich, das zu sehen, was ich sehen will. Es ist verschwommen, nicht weil es verschwommen ist, sondern weil ich die Augen zusammenkneifen muss, um es nicht sehen zu müssen. Ich bin so alleine, da ich so viele bin.
gedankenwelt - 24. Nov, 12:20
Der Augenblick ermöglicht uns das Vergessen, daher lieben wir den Augenblick. Und das Erinnern, das uns Vergessen lässt, erinnert uns an den Augenblick der uns vergessen machte. Doch was bezeugt dies? was sagt es uns? und warum schreibe ich es...
Die Blume, die liebevoll auf ihrem grünen Turm ihr Antlitz trägt, schaut dem entgegen, welches ich nicht schauen kann und doch so gerne möchte.
Verzeiht mir meine Bitten, ich bin doch nur ein Mensch. Ein Mensch, nur Mensch, nicht mehr.
gedankenwelt - 22. Nov, 21:19
Ich muss auf keine Reisen, ich bin schon weit genug von mir. Ich bin dort, wo ich nie sein wollte, bin dort wo ich nicht träumen kann. Jeder Meter ist ein schlag für mich. Jeder Meter hindert mich, mich selbst einzuholen. Alles an mir, entfernt sich in mir. Ich bin mein eigenes Planetensystem, das sich nicht versteht, weil es den Gott nicht kennt, der es erschaffen hat. Ein ungläubiges Planetensystem, ausgerichtet auf eine vermeintliche Sonne, die irgendwo, so hoffe ich, in der Mitte von mir scheint. Die Realität sagt: Ich kreise nur, mehr nicht. Kreisen. Tun ohne zu verstehen. Handeln ohne Bewusstsein und Bewusstsein ohne Handeln, das ist das Drama, in dem ich spielen soll.
gedankenwelt - 22. Nov, 21:10
Die Stadt, ober, unter, rechts und links von mir, haltet das Leben in sich gefangen. Kein Babel, kein Reich, sondern ein lebendes Etwas haben wir uns geschaffen. Der Mensch verschwindet in sein Auto, fühlt sich ruhig aufgehoben, wie in mutters Schoss geborgen. So quetschen sie sich um jede Kurve, hinterlassen den Gestank der Schänder.
Der Preis, den wir dafür zu zahlen haben, ist unermesslich. Alles wird auf Knien, im Schweiße unsres Angesichts zurückbezahlt; doch keiner Merkt es, weil sie schon auf Knien geboren waren.
Was soll man machen, wenn das Leben einen treibt. Schuld und Unschuld sind lächerliche Begriffe und wiegen doch so schwer. Ich habe angst vor der Rache, ich schüttel mich im Weinen und träne meine Wangen voll. Ich falle auf den Boden und meine Hände schützen mir mein Haupt. In mir ist Hoffnung nur mehr lachhaft, ein schlechter Scherz, von unsensiblen Mündern in die Welt gegrölt.
gedankenwelt - 1. Nov, 17:19
Unerwartet treibt es mich durch das Nichts. Meine Füße stehen auf hartem Grund, vermutlich Beton, doch es fühlt sich an, als würde ich auf Watte gehen. Alles gibt nach, entweicht bevor ich es zu fassen kriege. Ich steige in die U-Bahn, um aus dem Bett zu kommen und gehe aufs Klo um meine Mutter zu umarmen. Alles verschwindet in einem ständigen Fließen, ähnlich den Wolken, die am Himmel Bilder für uns zeichnen. Ich steige aus der U-Bahn aus. Das Sonnenlicht streift meine Wange und wirkt dabei beunruhigend flüchtig, als wäre es nur zufällig da, ohne Absicht, einfach so.
Die Stufen werden zu einem Weg in die Eingeweide der Stadt und die Rolltreppe, die neben mir nach oben kriecht, wird zum abgegriffenen Symbol für den Aufstieg der Anderen.
Ein Mädchen fährt an mir vorüber, hinauf zum letzten Licht und ich versuche, mein Hertz aus den Tiefen zu reißen; zwingend würge ich ein Lächeln in mein Gesicht, jenem Ding, das als Fratze auf meiner Seele zu hausen scheint. Das Mädchen schaut dem Licht entgegen. Sie fährt hinauf, um im orangen Gelb der Sonne für immer zu verschwindet.
Um mir Mut zu machen suche ich nach einem Ziel, kein großes, das hab ich aufgegeben. Etwas Kleines, wie das heutige Essen, aber alleine der Gedanke an Essen lässt meinen Magen zusammenkrampfen. Ich bemühe mich nicht zu kotzen, um nicht gleich hier vor allen Leuten mein Innerstes zu entleeren, um nicht ihren Bahnhof, von dem aus sie wie Schlachtvieh in alle Richtungen verschoben werden, vollzukotzen. Ich reiße mich, wie oft, zusammen. Ich will nicht auffallen. Will endlich in den Kreis aufgenommen werden, will Lob, will Neider – ja, ich will das Ding, das sie Leben nennen.
Auf meinem Fahrrad wirkt alles wieder besser. Die sanfte Fahrt lässt mich den Wind spüren, der mir zu sagen scheint >>du hast recht, Es bewegt sich unergründlich<<. In diesem Moment bin ich glücklich, zufrieden und glücklich.
Ich steige ab, lege das Schloss um mein Rad und um die Stange eines Verkehrszeichens und wieder stehen meine Füße auf Watte, wieder finde ich nur schwer mein Gleichgewicht. Ich sperre die Tür von dem Hause auf, in dem ein mir zugedachtes Zimmer auf mich wartet. Im Gang steigt mir der Geruch von Einsamkeit und Depression in die Nase. Der Brechreiz hat nachgelassen; er ist zu einem dumpfen Gefühl geworden, das dem Geräusch eines zerschellenden Glases gleicht, nur anders, viel dumpfer und ewig.
gedankenwelt - 31. Okt, 15:35
Die blühenden Wiesen blühen nicht mehr;
ich bin ins Grau gegangen, um Farbe zu sehen.
Ich sehe die Farbe, um blühende Wiesen zu ahnen.
Ich sehne mich, um Verlangen zu spüren und ich spüre, um verlangend zu fliehen.
Vor mir selbst und vor allen Anderen in mir.
Kein Gedanke lenkt mich und keine Handlung scheint wichtig.
Zerstreut, zerteilt suche ich die Nadel und den Zwirn, um mir ein neues Kleid zu nähen.
Ungeahnte Weiten werfen mich in schwarze Löcher, in Löcher ohne Klischee, die nie gesehen und nie die Worte getroffen haben, um sich beschrieben zu wissen.
gedankenwelt - 20. Okt, 18:08
Arte Sendung über die aktuelle Lage in Georgien. Unter anderem ist eine georgische Politikerin an der, dort stattfindenden, Diskussion beteiligt. Und der Schlusssatz des Moderators, gerichtet an die Georgierin: "Alles gute für ihr Land, so oder so."
Da glaubt man doch fast, der spricht über mich. "wissen sie, ich wünsch ihnen viel Glück im Leben, so oder so." Wissen sie, würde ich sagen, lecken sie mich am Arsch, so oder so. So oder so, welcher Staatsmann oder Frau will den so etwas hören,wenn das eigene Land gerade von Russland gefickt wird, entschuldigt bitte meine Ausdrücke aber wirklich, so etwas sagt man doch nicht, nicht mal im Scherz, sagt man das. So nicht mein Lieber, so nicht.
gedankenwelt - 28. Aug, 00:20
Auch ein einfacher Satz kann, wie Licht, zerschmettert an Kristallen, all die Wahrheit in allen Farben in sich tragen.
gedankenwelt - 26. Aug, 19:32
Das einzige was mir dazu einfällt ist Entfremdung. Es geht nicht um mehr oder um weniger, Entfremdung ist das Einzige, allumfassende uns Umgebende!
gedankenwelt - 24. Aug, 15:41
Die wiedergeborene Frühlingswiese richt - wie sollte es auch anders sein - nach Neuanfang. Eine gute Portion Neu liegt in der Luft, und meine Füße, die noch in winterlicher Ummantelung stecken, treten kleine Leidensplätze in das frisch aufsprießende, von unschuldigem Grün erfasstem Graß, um die Wiederauferstehung vor dem Untergang zu warnen, der unaufhaltsam über alles Neue kommen muss. Ich gehe weiter über die Wiese, die so allgemein wie das Leben ist und entdecke dabei so viel Neues, daß niemals ins Allgemeine eingegangen ist. Kleine, unscheinbare wundervolle Blüten, die nicht aus dieser Welt, doch in jene eingegangen sind. Ich gehe weiter und atme weiter, diesen ehrlichen Duft des Frühlings.
Ich habe das Bedürfnis doppelt so viel einzuatmen, als es meine Lungen jemals erlaubt haben. Ich habe das Gefühl dieses Bedürfnis befriedigen zu können, in dem mein Blick alles neu gebildete Leben, wie die Atmung, in sich aufsaugt, um das Aufgenommene einem geheimen Ort in mir selbst zuzuführen und dort solange festzuhalten, bis es mich, wie beim langen Luftanhalten, schmerzt, dort will ich es halten, bis der Moment kommt, in dem unweigerlich das Gesetz des Lebens das ausatmen über den willigen Geist verhängt. Aber auch das will mir nicht gelingen. Stattdessen beschleunigen sich meine Schritte und mein Geist kulminiert mit dem panischen Gefühl all diese Frische nicht halten zu können. Ich eile und merke nicht mehr, wie viel schon vergangen ist, wie viel schon unter meinen Schritten sterben musste, nur um diesen geheimen, vermutlich kleinen Ort in mir zu füllen, von dem ich nicht mal weis, ob es ihn gibt.
Von einem klassisch göttlichen Blickwinkel ist ein hellgrüner Greis, umzäunt von einem dunklen Grün, zu sehen, in dem sich ein kleiner Punkt, der meine Wenigkeit ist, unaufhaltsam herumbewegt. Ich bin so klein, so klein ist das grün und so langsam ist der Punkt, der hoffend in die Irre läuft. Die Götter würden sich fragen, wie es dazu kommen konnte, dann werden sie lache, über diese Absurdität, sie werden sagen, wie konnte das zustande kommen, sie würden sich wundern und ich mich mit ihnen.
gedankenwelt - 10. Aug, 12:40